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"Wir sind eine absolute Hausnummer im Kreis geworden"

Tschau, macht's gut: Claus Schäfer verabschiedet sich nach drei Jahren als FSG-Trainer. Foto: Ralph Lehmberg
 
Eine überaus erfolgreiche Amtszeit geht zu Ende: Mit kurzen Unterbrechnungen war Claus Schäfer drei Jahre lang Trainer der FSG Ober-Schmitten/Eichelsdorf und führte die Mannschaft in dieser Zeit in die Spitzengruppe der Kreisoberliga Büdingen. Der 5:0-Auswärtssieg in Büdingen zum Ausklang dieser Zeit war ein gebührendes Ende. Im Sommer 2015 stieg Claus Schäfer, Diplom-Fußball-Lehrer und als Stützpunktkoordinator beim DFB beschäftigt, als vereinsinterne Lösung als Nachfolger von Torsten Hau ein. Die Bilanzen seitdem: Platz neun, Platz drei, Platz vier. Im Interview blickt der 50-Jährige zurück und spricht zudem über Hoffnungen für die Zukunft.
 
Claus, weshalb hast du Dich entschieden, als FSG-Trainer aufzuhören?
Ich bin ja sozusagen nur eingesprungen als Trainer, weil mein Nachfolger relativ früh die Segel streichen musste und weil die Übergangslösung mit Jürgen (Schmidt, d. Red.) aus beruflichen Gründen endlich war. Dementsprechend war der Zeitdruck recht groß. Wir hatten dann eine Art Trainerfindungskommission, in der zu guter Letzt ich hängengeblieben bin. Aus unserer Sicht stand auf dem Markt nicht das Klientel, das wir für die Mannschaft wollten, zur Verfügung. Aber auch das war endlich und so geplant, dass ich die Saison durchziehe, das stand von Anfang an klar fest. Als ich letzten Sommer aufgehört hatte, war ja klar, dass ich es in dieser Form nicht mehr machen konnte, weil ich beruflich so eingespannt bin, dass ich es nicht hundertprozentig so bedienen kann, wie ich das will.
 
Wie bewertest du die vergangene Saison?
Für mich ist das eigentlich ein Paket. Bis auf eine kurze Unterbrechung war ich drei Jahre da. Mein persönliches Resümee zieht sich über diesen ganzen Block. Das heißt: Mit welchen Erwartungen, Voraussetzungen und Zielen bin ich gestartet? Und was kam unter dem Strich raus nach drei Jahren? Man sieht es irgendwo an den Tabellenplätzen: In meinem ersten Jahr waren wir Neunter und waren recht frühzeitig in sicherem Fahrwasser, hatten somit früh Planungssicherheit und konnten die Mannschaft weiterentwickeln. Dementsprechend kam dann im Jahr darauf der dritte Platz heraus, der eigentlich der zweite Platz war. Allerdings ist es in unserem Kreis so getaktet, dass das Torverhältnis der ganzen Saison weniger als die Momentaufnahme des direkten Vergleichs bewertet wird, sind wir runtergestuft worden. Das war eine bittere Pille für uns alle, gefühlt waren wir Zweiter. Dieses Jahr waren wir nun Vierter, hätten auch wieder Dritter werden können. Diese Platzierungen sind in unserer jetzigen Situation das absolute Maximum, mehr geben die Strukturen nicht her.
 
Welche Ziele hast du mit der FSG in diesen drei Jahren erreichen können?
Wenn ich letztlich den ganzen Block bewerte, waren das einige. Wir haben die Mannschaft weiterentwickelt, viele junge Spieler aus dem eigenen Stall an den Start gebracht, die technisch und taktisch mittlerweile in der Lage sind, Top-Kreisoberligaspieler zu werden oder es schon ansatzweise sind. Ich gebe die Mannschaft meiner Meinung nach sportlich top gesund ab. Zudem haben wir das Umfeld auf breitere und etwas professionellere Füße gestellt, was die Rahmenbedingungen angeht. Ich bin hochzufrieden mit dem, was passiert ist. Es war eine außergewöhnlich erfolgreiche Zeit, sowohl inhaltlich als auch von der sozialen Komponente her. Wir sind zudem aus dem Graue-Maus-Kostüm geschlüpft und eine absolute Hausnummer im Kreis geworden. Die Mannschaften machen sich jetzt Gedanken, wenn sie gegen die FSG spielen, wir werden ernst genommen, ohne großartig die Geldbörse zu bedienen. Das sollten wir uns so lange wie möglich bewahren.
 
Welche Spiele oder Momente sind besonders in Erinnerung geblieben?
Überraschend viele. Bestimmte Erlebnisse haben uns in Regionen katapultiert, wo wir kreisübergreifend ein Stück weit im Fokus der Öffentlichkeit waren. Plötzlich ging es darum, dass wir Mitaufstiegsfavorit seien oder es ging um die Relegation. Diese Erwartungshaltung im Umfeld hat natürlich provoziert, dass wir zum einen daran gewachsen sind und uns zum anderen einen noch größeren Erfolgsdruck auferlegt haben. In Erinnerung bleibt etwa das Spiel in Bindsachen, wo wir mit Justin Luft das Spiel in letzter Sekunde noch gedreht haben. Das war ein Wahnsinnserlebnis, was da auf dem Platz und in der Kabine abging. Genauso unvergesslich war in dieser Saison das Spiel in Wenings, wo wir zwei Mal in Rückstand waren und am Ende 3:2 gewonnen haben. Das sind Momente, die extrem bleiben. Für mich persönlich unvergesslich waren zudem die legendären Abende nach Spielen oder Trainings. Das zeigt, dass der Verein lebt. Die Jungs haben sich zusammengeschlossen und als Gemeinschaft viel unternommen. Das ist recht untypisch für das, was die Jugend im Fußball derzeit so hergibt. Das sind für mich Highlights. Die beiden Vereine, die mitgewirkt haben, haben diesbezüglich also nicht viel falsch gemacht. Eines muss ich aber auch kritisch anmerken.
 
 
Bitte!
Was ich jetzt von mir gegeben habe, sehen, glaube ich, leider auch im eigenen Stall nicht alle so. Das finde ich grundsätzlich sehr schade, aber es sollte uns nicht demotivieren, diesen erfolgreichen Weg weiterzugehen. Ich bin der Überzeugung, dass der sportliche Erfolg nicht ganz so weit weg liegt, wenn du ein gutes soziales Umfeld schaffst und Rahmenbedingungen, in denen sich jeder wohlfühlt und denen jeder vertraut, erzeugst. Ich habe immer an beiden Stellschrauben gedreht und versucht, alle mit ins Boot zu holen. Das ist mir ordentlich, aber nicht so wie gewünscht gelungen. Ich habe viele, aber nicht alle ins Boot bekommen, weil mein Weg nicht von allen verstanden wurde. Da würde ich mir die Schulnote 3 geben. Das waren vielleicht die Nuancen, die gefehlt haben, um meinen Traum und den der Spieler zu erfüllen: Einfach mal Relegation zu spielen. Dieses Ziel hatte ich ursprünglich nicht, es hat sich aber in den letzten eineinhalb Jahren in mir entwickelt. Da haben nur Nuancen gefehlt, um das zu realisieren.
 
In welcher Form wirst du der FSG erhalten bleiben?
Es sieht so aus, dass ich weiterhin als Beisitzer im SVE-Vorstand bleibe. Ich werde sportlich beratend den Trainern der Mannschaft und natürlich auch Jürgen zur Seite stehen.
 
"Ich wünsche Garik und Ferdo ein gutes und glückliches Händchen"
 
Die beiden neuen Trainer, Garik Rafaelyan und Ferdijan Idic, verfügen bislang noch über keine Trainererfahrung. Welche Tipps kannst du den beiden mit auf den Weg geben?
Ich freue mich riesig darüber, dass wir meine Nachfolge aus dem eigenen Stall besetzen und dass wir dafür Garik und Ferdo gewinnen konnten. Sie haben in den letzten Wochen, Monaten und Jahren am eigenen Leib gespürt, was gehen könnte, wie der Weg sein kann. Ich denke, dass diese Erfahrungswerte ihnen weiterhelfen werden. Ich bin überzeugt, dass diese beiden neuen Besen gut, aber definitiv auch anders kehren werden. Das kann ich den beiden mitgeben: Sie müssen auf jeden Fall ihren eigenen Weg finden, man kann nichts kopieren, das geht nicht. Wenn man als Trainer einsteigt, muss man sich einen klaren Plan zurechtlegen. Ich gehe davon aus, dass sie diesen haben, dass sie sich klare Ziele stecken, wo sie die Mannschaft hinbringen wollen und was zum Schluss dabei herauskommt. Neben diesen beiden Aspekten braucht es Flexibilität. Man macht sich immer einen Plan A, aber nirgends ist dieser Plan A öfter nicht anwendbar als im Amateurfußball. Du brauchst in diesem Bereich also immer einen Plan B, ganz oft auch einen Plan C. Das bedarf einer extrem hohen Flexibilität und Bereitschaft. Das ist nicht immer einfach, diese Akzeptanz muss man entwickeln. Da wünsche ich den beiden ein glückliches und gutes Händchen.
Wo kann der weitere Weg der FSG hinführen?
Den großen Traum, den Jungs die Relegation zu schenken, habe ich leider nicht erfüllen können. Das hätte ich mir sehr gewünscht. Aber die Mannschaft ist noch nicht fertig, sie wird sich weiterentwickeln. Wir haben nächste Saison eine Top-Mannschaft mit 16, 17 Spielern, die alle den Anspruch haben, erste Mannschaft zu spielen. Ich hoffe, dass Garik und Ferdo mindestens den Traum der Relegation erfüllen können.
 
Wie wirst du das Plus an freier Zeit nutzen oder ergibt sich ein solches Plus beruflich bedingt überhaupt nicht?
Mein Leben war vorher schon mit 100 Prozent ausgefüllt, mein Zeitmanagement war komplett ausgereizt. Mit der FSG-Geschichte habe ich dann 120, 130, 140 Prozent herausgeholt. Das war auch deshalb nicht immer so einfach, weil ich immer im eigenen Stall war, weil ich es volles Programm mit Haut und Haaren gelebt habe. Hoffentlich gestalten sich meine Abende demnächst ein Stück weit ruhiger, so dass ich meiner Haupttätigkeit etwas entspannter nachgehen kann. Unabhängig davon kann ich nicht sagen, ob ich irgendwann irgendwo mal wieder als Trainer auftauche. Sicherlich wird es irgendwann mal wieder kribbeln, aber wo und wann, das steht definitiv in den Sternen. Für die kommende Saison habe ich alles, was kam, abgewendet. Ich will jetzt erstmal durchatmenn, Kraft tanken und zur Verfügung stehen, wenn mich die beiden neuen Trainer oder Jürgen in irgendeiner Form brauchen. Ich gehe noch nicht aufs alte Eisen, sondern atme einfach mal durch.
 
Zum Abschluss: Was liegt dir noch auf dem Herzen, was möchtest du gerne noch loswerden?
Ich bedanke mich bei jedem Einzelnen: Spielern, Vorstände und vor allem unseren Fans, die mich jederzeit unterstützt haben und geholfen haben, Ideen umzusetzen. Da bin ich extrem dankbar. Wir sind zudem seit drei Jahren der Zuschauerkrösus der Kreisoberliga. Das zeigt, dass wir eine gute Nummer sind und macht mich super stolz. Ich bin zudem stolz auf jeden Spieler der beiden Mannschaften. Mit der zweiten Mannschaft waren wir immer spielfähig, haben nie ein Spiel abgesagt und hatten auch hier eine erfolgreiche Saison. Auch wenn die Kaderzusammensetzung manchmal schwierig war, haben wir es immer hinbekommen und konnten uns auf die Leute verlassen.